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2023-08-19 Vereinsfahrt nach Heppenheim

Am Samstag, 19.08.2023, sind wir mit 7 Mitgliedern des “Limburger Schlosswingerts” nach Heppenheim an die Hessische Bergstraße gefahren. Eine landschaftlich sehr schöne Gegend, die wir bei unserem Spaziergang bei etwas zu heißen Temperaturen (30 Grad) in Augenschein nehmen konnten.

Ein besonderes Highlight war nach einer ca. 30 minütigen Wanderung das Versuchsfeld für alle PIWI Sorten des Rebzüchters Herrn Antes, einer der wenigen Winzer, die sich auf Rebenzüchtung und deren Unterlagen spezialisiert hat.

Herr Antes und seine Familie (Antes Weinbau Service GmbH) haben mittlerweile 11 Rebschulen (Standorte) und veredeln jährlich 1,7 – 1,8 Mio Rebstöcke, die von den Winzern bestellt werden. Ca. 40 junge Rebpflanzen können aus einem Rebstock in den Vermehrungsanlagen durch das gewonnene Material veredelt werden. Herr Antes hat einen internationalen Bekanntheitsgrad.

Viele PIWI Rebsorten werden u.a. in die skandinavischen Länder exportiert, da durch den Klimawandel nun auch dort Weinbau möglich ist, aber auch Sorten gezüchtet werden, die sehr früh reif sind und in diesen klimatischen Zonen sehr gut zur Reife kommen. Bis eine neue Rebsorte zugelassen ist, vergehen oft über 10 Jahre in Freilandversuchen, bis diese dann an die Winzer verkauft werden können.

Herr Antes zeigte uns die Unterschiede der einzelnen PIWI Rebsorten auf und die eine oder andere Traube konnte auf ihren Reifegrad verkostet werden. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, aber auf dem Versuchsfeld hat uns Herr Antes bestimmt an die 20-30 neue PIWI Rebsorten gezeigt (Wein- aber auch Tafeltrauben).

Besonders schön war es, unseren Souvignier Gris sowie die Rebsorte Felicia im Weinberg zu sehen. Eine gute Eigenschaft von Souvignier Gris ist, dass dieser im Reifungsprozess ab ca. 65 Grad Oechsle anfängt eine rötliche Farbe anzunehmen, was wir auch begutachten konnten. Beeren mit rötlicher Haut verfügen über einen besseren Schutz gegen Sonnenbrand (auch beim roten Riesling ist das so).
Der Souvignier Gris ist laut Herrn Antes die beliebteste PIWI Sorte, die aktuell am meisten neu angepflanzt wird. Die Eigenschaften ermöglichen ein langes Erntefenster und somit die Produktion von Sekt, Spätlesen sowie Eiswein. 
Also liebe Vereinsmitglieder, wir haben ganz viel Potenzial unserer Sorte für den Ausbau im Keller!!! 
Der Beerenstiel ist unglaublich fest und verfügt über einen hohen Phenolgehalt und erhält dadurch seine gute Resistenz gegen Mehltau. Auch diskutierten wir, ob es besser ist, den Stil bei der Pressung der Beeren dran zu lassen oder vorher die Beeren von den Stielen zu entrappen. Die Gerbstoffe der Stiele können bei langer Standzeit zu stark in den Most extrahiert werden und die Stilistik des Weins prägen. Ein Wein, der entrappt ist, wird insgesamt weicher.
Gute Tipps, die wir experimentell in den nächsten 2 Jahren als Praktikanten im Weilburger Weinkeller ausprobieren können, vielleicht auch schon mit unserer Rebsorte Souvignier Gris, die wir durch einen Winzer aus dem Rheingau zukaufen können.
Auch der Pflanzenschutz kann in Jahren mit normalen Wetterbedingungen auf 3 Spritzungen reduziert werden (1 vor der Blüte und 2 nach der Blüte). Im konventionellen Weinbau sind 7-8 Mal im Jahr Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig.
Auch unsere Sorte Felicia konnten wir in Augenschein nehmen, die als PIWI Sorte geschmacklich dem Müller-Thurgau sehr ähnelt. Felicia ist eine früh reifende Sorte, die ein starker Mg-Verbraucher (Magnesium) ist. Mangelerscheinungen lassen sich durch Bodenproben analysieren, sind aber auch an der Laubwand zu sehen.

Insgesamt wünschen sich in diesem Jahr die Winzer so kurz vor der Ernte keinen Regen mehr. Das Frühjahr war zu trocken, so daß viele Junganlagen, die nicht bewässert wurden, vertrocknet sind. Die starke Hitze hat die Säure in den Weinen stark abgebaut und der ergiebige Regen der letzten Woche hat diese stark verdünnt. Dann ist bei dem feuchten Wetter viel Pflanzenschutz gegen den echten und falschen Mehltau notwendig.
Drücken wir die Daumen, dass das Wetter in den letzten Wochen vor der Ernte für ein gutes Ergebnis des Jahrgangs beiträgt.

Anschließend konnten wir unser Wissen bei einer Weinprobe in der angenehm kühl temperierten Vinothek “Viniversum” mit Herrn Belz, dem Leiter der Vinothek, vertiefen. Er präsentierte uns einen Sekt und 3 Weine in Begleitung eines Vespertellers und stellte die Genossenschaft der Bergsträßer Winzer vor, die sich über 2 Anbaugebiete (Hessische Bergstraße und Baden) erstreckt. Herr Belz ist in seinen Ausführungen seine Leidenschaft für das Thema Wein sehr anzumerken gewesen. Er hat sein breites Wissen über die Weinbranche mit uns geteilt und man merkte, dass diese Weinprobe etwas anders war als üblicherweise.

Anschließend konnte jeder individuell in der Vinothek verkosten und die eine oder andere Flasche/Kiste Wein mit nach Limburg nehmen.

Herzlichen Dank für diesen tollen Nachmittag an das ganze Team der Bergsträßer Winzer eG und Herrn Antes für die tolle Organisation und die ausführlichen Informationen. Wir kommen gerne wieder und freuen uns auf weitere gemeinsame Events.

Text von Corinna John, der Schriftführerin des Vereins Limburger Schlosswingert e.V.

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