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Schlosswingert – Heiliger Berg

Im MIttelalter wurden oft die Berge oder Hügel, auf denen Kirchenbauwerke errichtet wurden, als heilige Berge bezeichnet. Der Begriff Heiliger Berg existierte aber wahrscheinlich schon vor dem Bau der christlichen Kirchen auf den Bergen oder den Hügeln in der heidnischen Zeit. Da die Kirche oft die heidnischen Plätze durch ihre Bauwerke überlagerte, blieb allerdings der Gedanke an den heiligen Berg erhalten. Hinzu kommt, dass auch das Christentum durchaus diese vormals heidnischen Berge oder Hügel oft mit mächtigen Kirchen oder Kathedralen bebaute und dadurch die Berge “geheiligt ” wurden.

Der Dom in Limburg wird in einigen Urkunden auch als “Kirche auf dem Berg” oder “Limburg am Berge” bezeichnet. Daraus lässt sich sicherlich auch ableiten, dass eine Limburger Weinbaulage am Heiligen Berg sicherlich nur den Domberg meinen kann.

Betrachtet man jetzt die Hanglage unterhalb des Limburger Schlosses, so fällt direkt auf, dass diese Lage für einen Weinanbau sehr gut geeignet scheint. Die Ausrichtung ist überwiegend in Süd-Ost Richtung, Teile sind auch noch in West Richtung. Damit kann das Sonnenpotenzial optimal genutzt werden.

Man weiss, dass im Mittelalter fast alle Südlagen entlang der Lahn für den Weinbau genutzt wurden, damit ist es mehr als wahrscheinlich, dass auch der Limburger Schlosshang früher für den Weinbau bebaut war.

Dieser Südhang ist nun wieder ins Blickfeld der Stadt Limburg geraten und wird mit seinen fast 1100 Quadratmetern künftig wieder als Weinberg genutzt werden. Verantwortlich für den Betrieb und die Pfege des neuen Weinberges wird der Verein Limburger Schlosswingert e.V. sein, der den Weinberg als Bürgerweinberg betreiben wird.

Weinlage “Heiliger Berg”

Die historische Weinlage “Am Heiligen Berg” wird in zwei Urkunden bestätigt.

1408 März 26

Der Schöffe Otto Knappe zu Limburg vermacht dem Minoritenkloster eine Rente von 4 Heller von einem Weingarten am heiligen Berge.

Datierung: 1408 März 26
Originaldatierung: Datum 1408 in crastino annunc. Mar. virg.

HHStAW Bestand 41 Nr. U 11
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v5732139

1441 Mai 3

Friedrich von Weilburg, Kanoniker im St. Georgenstift zu Limburg, bekundet als Sachwalter (‘procurator’) des letzten Willens der + Megkel Sybolt, daß Herr Bernhard Brunbecher und Peter Hildebolt sich ihres Testaments, an dem dies Transfix befestigt ist, nicht annehmen (‘kroden ader annnemen’) wollten, er aber auf flehentliche Bitte der Erblasserin die Ausführung übernommen hat und täglich daran denkt, wie es auszurichten ist. Folgendes hat sie der Präsenz des St. Georgenstifts in Limburg bestimmt: das Geld, das Herr Wigant Hildebolt ihr schuldete, wofür die Präsenz von Heinrich genannt Flander 14 Achtel Korngülte gekauft hat; 1/2 Morgen Weingarten am roten Berg, der Heinrich Flander für 1 Gulden verliehen ist; den roten Weingarten am heiligen Berge, der Henne Heyner für 1 Gulden verliehen ist; den Anteil der Erblasserin an den Wiesen in der Eppenau, der dem Spital zu Limburg für 2 Gulden verliehen ist; 5 1/2 Tournosen vom Haus, Hof, Garten und anderem Gut zu Kreuch, das Henne von Schue (‘Schuwe’) innehat; 4 Engl. von dem Garten, den Johannes Fegebudel, der Stadtschreiber, am Kreucher Wasen innehat, sowie alles, was er vom Nachlaß der Meckel Sybolt erlangen kann, soweit sie darüber nichts verfügt hat. – Siegel des Ausstellers, der dies Transfix eigenhändig schrieb.

Datierung: 1441 Mai 3
Originaldatierung: D. 1441, in die invencionis sancte crucis

HHStAW Bestand 40 Nr. U 764
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v4240611

Gemäß diesen beiden Urkunden und den oben ausgeführten Erläuterungen ist mit einer großen Sicherheit davon auszugehen, dass der Hang unterhalb des Schlosses mit den ehemaligen Weingärten am heiligen Berg identisch ist.

Der Verein Limburger Schlosswingert e.V. bewegt sich damit auf historischem Weinbaugelände, das nun durch erneuten Weinanbau aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wird und wieder zu neuen Ehren kommt.


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